Mobbing – „Täter und Opfer“!?
Vor Monaten hatte ich geschrieben, dass Corona manch strukturelles Thema im Unternehmen offenbart.
Krise ist bekanntlich immer etwas,
was (auch) sichtbar macht,
was ohnehin „nicht rund läuft“.
Verschärfend zeigt sich mittlerweile ein weiteres Thema, die zunehmende wirtschaftliche Krise. Da diese sowohl den Druck auf Inhaber, Führungskräfte und Mitarbeiter (teilweise massiv) verstärkt, gewinnt das Thema Mobbing leider merklich an Bedeutung.
In meiner Arbeit stelle ich – auch hier – immer wieder fest, dass mit dem Begriff Mobbing nicht mit der gebotenen Sorgfalt umgegangen wird. Zum Vergegenwärtigen daher nachstehend die Definition (Quelle: Wikipedia)
„Mobbing oder Mobben als soziologischer Begriff beschreibt das wiederholte und regelmäßige, vorwiegend seelische Schikanieren, Quälen und Verletzen eines einzelnen Menschen durch eine beliebige Art von Gruppe oder Einzelperson. Mobbing kann z. B. erfolgen in der Familie, in einer Peergroup, in der Schule, am Arbeitsplatz, in Vereinen, in Wohneinrichtungen oder Gefängnissen, in Wohnumfeldern oder im Internet. Zu typischen Mobbinghandlungen gehören Demütigungen, Verbreitung falscher Tatsachenbehauptungen, Zuweisung sinnloser Aufgaben, Gewaltandrohung, soziale Exklusion oder eine fortgesetzte, unangemessene Kritik an einer natürlichen Person oder ihrem Tun“.
Eine klare Einschätzung, ob Mobbing vorliegt oder nicht, ist häufig schwer zu treffen. Dazu braucht es mit der Thematik vertraute Experten. Gilt es doch beiden Seiten – dem Mobber als auch dem Gemobbten – gerecht zu werden.
Es gilt, den Mobber in die Verantwortung zu nehmen, ihn aber auch vor unrechtmäßigen Beschuldigungen zu schützen. Und den Gemobbten gilt es auf jeden Fall sehr ernst zu nehmen und zu unterstützen.
Warum dränge ich auf eine klare Differenzierung? Hier kurz zur Rechtslage:
Mobbing am Arbeitsplatz ist für sich genommen in Deutschland kein strafbares Delikt. Einzelne Mobbinghandlungen sind jedoch strafbar und können angezeigt werden. Ohne Frage ist ein konkreter Nachweis des Mobbings leider sehr schwer zu führen, denn Mobber versuchen in der Regel mit allen Mitteln ihre Handlungen zu verschleiern.
Sie als Inhaber und/oder Führungskraft stehen in einer großen Verantwortung Ihren Mitarbeitern gegenüber. Denn die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers verpflichtet Arbeitgeber zu angemessener Rücksichtnahme und zum Schutz ihrer Arbeitnehmer. Ganz besonders wichtig ist die Fürsorgepflicht
bei Mobbing. Denn bei Verletzung der Fürsorgepflicht müssen Sie mit Schadensersatz- und Schmerzensgeldforderungen rechnen.
Nun entsteht Mobbing im Unternehmen – zum Glück – nicht plötzlich. Das heißt, Sie können aktiv und präventiv sehr viel tun, damit Mobbing erst gar nicht entstehen kann. Aber Sie müssen dies auch tun!
Das A und O um Mobbing in Ihrem Unternehmen zu verhindern,
ist, Ihr Unternehmen konfliktfähig aufzustellen!
Das heißt
- klare Strukturen schaffen, um schnell und effektiv mit auftauchenden Belastungen und Konflikten umzugehen
- jeder Mitarbeiter benötigt eine Vertrauensperson, an die er sich bei Konflikten wenden kann
- Personalverantwortliche in der Wahrnehmung sich anbahnender Konflikte zu schulen, damit sie selbst um keine Unsicherheiten im Umgang mit Konflikten haben
- Personalverantwortliche in der Kommunikation zu schulen, damit sie in der Lage sind, diese Themen offen und empathisch anzusprechen und Konflikte zu klären
All dies machen wir, wenn wir ein sog. Konfliktmanagementsystem im Unternehmen implementieren, d.h. Ihr Unternehmen so aufstellen, dass Mobbing (weitestgehend) verhindert werden kann.
Denn neben dem persönlichen Leid für die Gemobbten bedeutet Mobbing mit seinen Konsequenzen wie Kündigungsverfahren, Verlust von Mitarbeitern usw. eine hohe betriebswirtschaftliche Belastung. Etwas, das Sie jetzt – zusätzlich zur Krise – sicherlich „nicht brauchen“.
Sie sehen es am Titel:
Ich hinterfrage die Bezeichnung „Opfer und Täter“ und verwende bewusst andere Begrifflichkeiten.
Zu diesem Thema/der Wortwahl habe ich beim Experten Andreas Schmied von „Mobbingfrei“ angefragt und diese Rückmeldung erhalten:
„Ich sehe es genauso, ohne Opfer gibt es keine Täter und ohne Täter keine Opfer. Ich bzw. wir von Mobbingfrei verwenden den Begriff Mobbingopfer auch, da dieser sehr gängig ist und ihn sehr viele Menschen kennen und benutzen.
Jedoch ziehe ich es persönlich vor, von den Gemobbten, die Gemobbte oder der Gemobbte zu sprechen. Diese Begriffe gefallen mir besser und beschrieben, was mit jemand passiert der gemobbt wird bzw. der unter einer Form von Mobbing leidet und davon betroffen ist“.
Und damit sind wir schon auf der tieferen Ebene. Sie wissen, ich gehe gerne den TATSÄCHLICHENURSACHEN NACH UND LÖSE DIESE AUF.Und ich muss lachen, wenn „namhafte Coachingexperten“ als Maßnahme bei Mobbing „die Versetzung in eine andere Abteilung empfehlen“. Problem gelöst? Dann stelle ich das nächste Mal, wenn mein Rechner eine Störung aufweist, diesen einfach ins Zimmer nebenan…
Neben dem, was das Unternehmen tun kann, gibt es selbstverständlich noch die persönliche Ebene der Betroffenen. Wenn Mobber und Gemobbte ihre Probleme TATSÄCHLICH LÖSEN WOLLEN, kommen sie nicht umhin, zu schauen, welche Persönlichkeitsstrukturen „Täter und Opfer“ aufweisen, welch innere Steuerungen sie hier haben.
Ein spannendes Thema, das dazu einlädt, weiter vertieft zu werden – dies folgt im nächsten Blog.
Bleiben wir alle wachsam und schauen nicht weg!