Konflikte – und dann auch noch Chefsache!
Mir ist sehr wohl bewusst, dass Sie als Unternehmer und Führungskraft derzeit noch höheren Belastungen und Anforderungen ausgesetzt sind. Geht es doch für viele von Ihnen darum, ihr Unternehmen sicher durch diese herausfordernde Zeit zu navigieren.
Anmerkung:
Ich habe beobachtet, dass ein nicht unwesentlicher Teil meiner Kunden recht unbelastet durch diese Zeit kommt. Und ich kann wahrnehmen, dass bei Kunden, die Einbußen haben, die Zeit gut genutzt wird, um
AM UNTERNEHMEN ZU ARBEITEN.
Und die eingesparte Energie durch Vermeidung eines jeden unnötigen Jammers hat die Power, kreativ mit den Gegebenheiten umzugehen.
Es ist ein spannendes Phänomen zu sehen, wer – unabhängig von der Branche – (sehr) gebeutelt wird. Sprich, wer ist auch in der Krise gut aufgestellt. Aber dem möchte ich ein andermal nachgehen.
Gleichwohl ist es von hoher Relevanz, dass Sie – gerade jetzt – das Konfliktpotenzial in Ihrem Unternehmen im Fokus haben. Die derzeitige wirtschaftliche Situation verursacht bei sehr vielen Mitarbeitern ein hohes Maß an Verunsicherung und auch (Existenz-)Ängsten. So sind Sie – trotz der oftmals eigenen Verunsicherungen, Sorgen und Belastungen – gefordert, souverän aufzutreten und Ihre Teams zu stabilisieren und zu motivieren.
Spannungen und Konflikte (so mein Credo) gehören unabdingbar dazu. Wie immer, ist der professionelle Umgang damit entscheidend. In diesem Kontext gilt es, stets den eigenen Führungsstil kritisch zu hinterfragen, da dieser einen großen Einfluss auf den Umgang mit Konflikten hat. Krisenzeiten sind Entscheider-Zeiten – trotzdem, ist ein Rückfall in einen autoritären Führungsstil nicht indiziert.
Denn just in der für Sie anstrengenden Zeit, haben die Mitarbeiter oftmals erhöhte private Bedürfnisse (Kinderbetreuung, Versorgung der Eltern usw.). Auch dies löst bisher unbekannte Dynamiken im Team (z.B. Gefühle von Ungleichbehandlungen unter Kollegen, die zwingend im Home-Office arbeiten müssen) usw. aus. Dies – „im Cocktail“ mit einer unspezifischen oder auch realen Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes – kann Teams ungeheuer belasten.
Es hilft sich bewusst zu machen, dass diese s.g. intrapersonellen Konflikte oft Projektionen auf Vorgesetzte und die Organisation auslösen.
Sollte diesen Prozessen nicht ausreichend Aufmerksamkeit gewidmet werden, indem Sie eine intensivierte Kommunikation pflegen, fällt Ihnen dies als Führungskraft „auf die Füße“.
Ich höre gerade jetzt sehr häufig von den Chefs die Klage, dass die Mitarbeiter von Unternehmen in der Krise „jedes Wort auf die Goldwaage legen und viel (negatives) hineininterpretieren“. Dabei wünscht sich so manche Führungskraft gerade jetzt selbst einmal ein offenes Ohr und eine Bestärkung seiner selbst in dieser Zeit. Ein wertschätzender Umgang im Unternehmen sollte keine Einbahnstraße in Richtung Mitarbeiter sein, sondern idealerweise auch den Vorgesetzten und Inhabern zuteilwerden.
Denn viele bringen nicht nur vollen Arbeitseinsatz, sondern auch Privatvermögen ein, um ihr Schiff auf Kurs zu halten. Diesen Menschen gegenüber ist ein zu forderndes Verhalten der Mitarbeiter tatsächlich nicht fair.
Aber erwarten Sie bitte nicht, dass solch ein Umgang und Verhalten „nun plötzlich da und möglich ist“. Eine Unternehmenskultur, die von Wertschätzung und Empathie geprägt ist zu entwickeln, ist kein ideales Programm für Krisenzeiten…aber auch hier, legt die Krise nur offen was ist/an was es mangelt.
Last but not least: Sie als Führungskraft müssen das konstruktiv managen können – und klar dürfen Sie innerlich seufzen „auch das noch!“
Ich verspreche Ihnen, dass es sich lohnt, DIESEN REIBUNGSFLÄCHEN NICHT AUSZUWEICHEN und kooperativ zu bleiben.
Alles andere, geht auf Kosten der Leistungsfähigkeit.