Raus aus dem Hamsterrad – Das Wesentliche und das Wichtige – Teil II
In meiner Arbeit mit Klienten, als auch bei der Planung meines Tagesablaufs/meines Tuns steht immer wieder das Thema der Priorisierung im Raum.
Was ich die „Hamsterrad-Symptomatik“ nenne, hat damit zu tun, dass kein Raum für das Innehalten gegeben ist. Innehalten, um das „Wesentliche“ vom „Wichtigen“ zu unterscheiden.
Nun wäre ich schon gespannt zu erfahren, ob Sie denken „von was redet die, das ist doch das Gleiche“. Wenn Sie mögen, schreiben Sie mir ein paar Zeilen hierzu. So versuche ich, Ihnen meine persönliche Differenzierung der Begrifflichkeiten greifbar zu machen.
Wesentlich
Das sind die Dinge, welche – scheinbar – weniger mit meinem täglichen Alltag zu tun haben. Auf der beruflichen Ebene sind dies z.B.
- Fortbildungen/vor allem die, die mir eine Erweiterung meines Tätigkeitsfeldes ermöglichen
- Die Arbeit in Peer-Groups – das regt mich zur Reflexion an und gibt mir neue Impulse
- Die Coaching- und Supervisionstermine – Raum, mein Tun und Handeln zu prüfen und mich ggf. neu auszurichten
- Wenn ich mir Gedanken über meine Positionierung mache
- Wenn ich Neues für den Blog schreibe
- Wenn ich mal wieder prüfe, ob meine Internetpräsenz mir noch entspricht
- Wenn ich dem nachspüre, was ich die nächsten 1, 2 oder 5 Jahren unbedingt umsetzen möchte
Auf der persönlichen Ebene ist z.B. „Wesentlich“
- Mir die Zeit zu nehmen, Beziehungen intensiv zu leben
- Mir hinreichend Raum für Erholung, Freizeit und Reisen einzuräumen
- Immer wieder hinzuschauen, ob es da Beziehungen gibt, in denen ggf. noch Klärungsbedarf herrscht
- Mich bei Bedarf aus Kontexten zu lösen, welche „nicht mehr passen“
- Mich zu fragen, was ich unbedingt und bis wann gemacht haben will
- Mich zu fragen, ob ich viele Gründe zur Freude und zum Lachen gefunden habe.
Wichtig
Alles was für einen erfolgreichen Arbeitsalltag/das Tagesgeschäft von Relevanz ist. Als erfolgreich bezeichne ich meine Arbeit, wenn ich mein Ziel, meine Kunden effektiv zu unterstützen, erreicht habe. Wenn es mir gelungen ist, Menschen und Organisationen in ihrer persönlichen und wirtschaftlichen Entwicklung weiter mit voranzubringen. Manches Mal sind es (nur) erste Impulse, die ich zu setzen vermag – sie können aber der notwendige und berühmte 1. Schritt sein, der weiterführt.
Was ohne Frage manchmal auch dazu gehört, ist zu akzeptieren, wenn (noch) keine Bereitschaft besteht, etwas zu ändern. Das habe ich uneingeschränkt zu respektieren.
Ich habe gelernt, dass es
Raum für das Wesentliche braucht,
um das Wichtige erfolgreich
zu gestalten!
Den meisten meiner Kunden ist dies (zunehmend) bewusst. Und ich bleibe hartnäckig dran, dass dies REGELMÄSSIG auf der Agenda steht. Häufig macht aber das Tagesgeschäft in Form eines hohen Krankenstandes bei Mitarbeitern, von Auftragsspitzen, von technischen Problemen in der Produktion usw. den Plan, sich aus dem Alltagsgeschäft gezielt herauszunehmen, zunichte.
Die Verankerung und Etablierung der scheinbar „unproduktiven Zeiten“ hat aus meiner Erfahrung folgende „Feinde“:
- Ich beobachte immer wieder, dass Mitarbeiter bei Engpässen die fatale Neigung haben, diese geblockten Zeiten zu wenig/nicht zu respektieren
- Vielen Unternehmern und Führungskräften „fällt hier auf die Füße“, dass sie ihren Mitarbeitern nicht hinreichend zutrauen, auch schwierige Situation bewältigen zu können
- Viele „retten und machen“ lieber, als in Klausur zu gehen
- Wer als Vorgesetzter diese ungestörten Zeiten /also sich selbst nicht mit großem Respekt behandelt, braucht sich nicht zu wundern, dass auch Mitarbeiter und Angehörige dies nicht tun
- Um eine neue Gewohnheit zu verankern, d.h. neue neuronale Verknüpfungen im Gehirn zu bilden, bedarf es eines Zeitraumes von ca. 3 Monaten. Diese Zeit müssen Sie sich einfach geben, wenn Sie etwas verändern möchten. Aufgeben gilt nicht, wenn Sie Erfolg haben wollen!
Selbstverständlich gibt es Situationen, in denen Ihre dringlichste Aufgabe „das Wichtige“ ist – dies sollte aber auf „echte Fälle von Emergency“ beschränkt sein. Wenn Sie da nicht präsent sind, verlieren Mitarbeiter, Kunden und Geschäftspartner das Vertrauen in Sie.
Zu Ihren unternehmerischen Aufgaben gehört es also auch, freie Zeitfenster zu schaffen – damit sind wir gleich bei dem hochinteressanten Phänomen „Zeit“.
Das nehme ich doch gleich auf die Agenda für den nächsten Blogbeitrag, darin möchte ich auch beleuchten, was das Wesentliche mit einer erhöhten inneren Beteiligung zu tun hat.
Vielleicht mögen Sie bis dahin einem Satz nachspüren, den ich neulich in meiner Urlaubslektüre „Leere Herzen“ von Juli Zeh gelesen habe.
„Das beliebte Gesellschaftsspiel namens Stress, bei dem es darum geht, einen Tag so geschickt zu packen wie einen Koffer, damit möglichst viel hineinpasst“.
It´s simple but not easy – herzlich Ihre
Christa G. Kober