Die Kunst des Nein-Sagens – eine kleine Rückblende in der „Nachweihnachtszeit“
Nun kann ich nicht verifizieren, ob insbesondere ich – berufsbedingt – in den letzten zwei Wochen besonders häufig angesprochen wurde auf das Thema „Weihnachten – Erwartungen – Enttäuschungen“
Salopp gesagt: an solchen Tagen ist „Musik drin“, in den (familiären-) Beziehungen, hier entfalten sich machtvolle Dynamiken. So bekomme ich oftmals zu hören, „da hätten Sie was zu tun gehabt i.S. Konfliktklärung“.
Ehrlich gesagt verwundert mich dieses Phänomen überhaupt nicht. Tun wir uns doch häufig schon im Alltag reichlich schwer damit, unsere jeweiligen Bedürfnisse klar zu kommunizieren, so potenziert sich dies an den „hohen Festtagen“. Achtung, ich habe explizit von Bedürfnissen gesprochen, dies meint, dass was wir wirklich wollen, wonach wir uns zutiefst sehnen.
Dies liegt oftmals weit weg von dem, was scheinbar von Relevanz für uns ist – so sollten wir uns schon die Mühe machen herauszufinden, was uns am Herzen liegt! Widmen wir uns diesem nicht, dann sind Enttäuschungen schlicht und ergreifend vorprogrammiert. Deren „jährliches Wiederauftreten“ können wir dann gleich den Festtagen als Ereignis hinzufügen.
So ist also zunächst die Hinwendung zu unseren ureigenen Anliegen ein Erfordernis. Ausgestattet mit diesem Wissen, können wir dann ins Gespräch mit unseren Lieben gehen, mitteilen und erläutern, was wir über uns herausgefunden haben. Und dann selbstverständlich gleichfalls aufmerksam hinhören, was unser Gegenüber bewegt.
Wenn wir Glück haben, finden sich – was z.B. die Gestaltung der Festtage anbelangt – breite Deckungsgleichen. Das der gewünschte Idealzustand, die Realität ist oftmals eine andere. Die Vorstellungen, wieviel Miteinander an diesen Tagen gelebt werden sollte bzw. wie dieses zu gestalten ist, gehen i.d.R. weit auseinander.
Wer um des familiären Friedens willen von den ureigenen Anliegen abrückt, geht klar ins Risiko. Hieraus entstehen die unguten Kompromisse oder gar Deals. DARIN liegt dann der echte Beziehungszündstoff, beileibe NICHT in den Unterschieden.
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, ich bin ein Fan von kooperativem Verhalten und Kompromissen, diese müssen aber „echt sein“ und nicht einseitig zu Lasten einer Person bzw. Personengruppe gehen.
Ein paar Fakten: Nach Weihnachten werden besonders viele Trennungen vollzogen und testamentarische Verfügungen geändert….
Bingo, da haben wir sie also, die Lernaufgabe, die da heißt, sich abzugrenzen, in die Selbstbehauptung zu gehen und eine klare Ansage zu treffen, was wir definitiv nicht wollen. UND DIES OHNE MEIN GEGENÜBER ZU VERLETZEN, dann sind wir versiert in der KUNST DES NEIN.
So geht das mit der Bewahrung bzw. Herstellung des familiären Weihnachtsfriedens.
Und ich gehe so weit, die These in den Raum zu stellen, dass Sie Ihre Beziehungen deutlich verbessern, wenn Sie öfters ein KLARES NEIN äußern. Dies nicht nur auf der familiären Ebene, sondern auch im Business.
Dies aus aktuellem Anlass, nächstens also mehr, was das Erlernen dieser Kunst anbelangt.
It´s simple but (sometimes) not easy – herzlich Ihre
Christa G. Kober